Ernährungsberatung einmal anders

 

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Dass die Vorträge unseres Weinbruders Dr. Jochen Hamatschek immer auf starke Resonanz stoßen, zeigte sich wieder einmal  am vergangenen Montag (den 4.2.2019). Da auch etliche Weinbrüder ihre Frauen mitbrachten, konnte Ordensmeister Oliver Stiess seine kurze Begrüßungsrede in einem fast bis zum letzten Platz gefüllten Ordenssaal halten.

WB Hamatschek stellte seine PowerPoint-Präsentation mit dem Titel „10 Milliarden Menschen – und wie werden sie satt?“ als Fortsetzung seines Vortrags vom 5.März 2018 vor.

In einem historischen Rückblick wies der Referent zunächst darauf hin, dass die Weltbevölkerung seit Beginn der industriellen Revolution um das achtfache gestiegen sei und machte deutlich, dass deren Versorgung nur durch starke gesellschaftliche und technische Innovationen (z.B. industrialisierte Massenproduktion von Lebensmitteln, Steigerung tierischer Leistungen, stark wachsende Ernteerträge) möglich war. „Seit 200 Jahren ist der Pflug so flink wie der Storch“ (Zitat Hamatschek). Da aber diese Steigerung gegenwärtig, bedingt durch verschiedene Faktoren (z.B. Klimawandel), stagniert, wird diese Aussage bei den derzeitigen Gegebenheiten auf die künftigen Jahre nicht mehr zutreffen. Fakt ist aber: Um im Jahr 2050 ca. 10 Milliarden Menschen mit Lebensmitteln versorgen zu können, müssten die Erträge um 60-100% gesteigert werden! Dazu verdeutlichte WB Hamatschek eindrucksvoll, dass nur ein Bündel von politischen, technologischen und individuellen Maßnahmen dieses Problem meistern könne. Als Möglichkeiten wurden erläutert: Ausweitung von Aquakulturen, Entwicklung und Einsatz von Gentechnik bei Pflanzenzüchtungen, nachhaltige Bodennutzung, weniger Handelshemmnisse, weniger Fleischkonsum (stattdessen alternative Proteinquellen nutzen), Dezimierung von Bioethanol-Produkten aus Maisprodukten („Trog oder Teller statt Tank“),  Ausbau von „Urban Gardening“  bzw. von Subsistenzwirtschaft, Reduzierung des eigenen Verbrauchs, Vermeidung der Verschwendung von Lebensmitteln, Umstellung der eigenen Ernährungsformen.

Obwohl gerade die letzten Ausführungen hinsichtlich einer Umstellung der eigenen Verhaltensweisen bzw. Essgewohnheiten („Käfer oder Larven statt Rumpsteak?“) nicht unbedingt die Zustimmung aller Zuhörer fand (wie auch WB Schweitzer in einem spontan angefertigten Gedicht verlas: „Acker statt Woiberg- awwer net in de Palz!“), einen nachhaltigen Eindruck über die künftige Versorgungsproblematik der Weltbevölkerung vermittelte der sehr interessante und kurzweilige Vortrag von WB Hamatschek allemal. Zudem diente er sicherlich auch der Allgemeinbildung. Wer von den Anwesenden konnte im Vorfeld wohl schon etwas mit den Begriffen „Malthusianische Falle“ oder „Vitro-Fleisch“ anfangen?

Bernd Dieffenbacher