Weinrunde im Herrenhof Mußbach am 2. Dez. 2019

 

k IMG 2098Die traditionelle alljährliche Adventsrunde in Mussbach fand wie gewohnt am Montag nach dem ersten Advent statt. Im wieder festlich geschmückten Saal des Herrenhofs genossen ca. 130 Weinbrüder mit ihren Ehefrauen bzw. Partnerinnen einen unterhaltsamen und besinnlichen Abend.
Den musikalischen Rahmen gestalteten der Gesangverein Neuhermsheim unter der Leitung von Chordirektor Wolfgang Sieber und die exzellente Sopranistin Steffi Sieber  mit der Darbietung von passenden Liedern zur Vorweihnachtszeit. Nach der Begrüßungsansprache von Ordensmeister Oliver Stieß stellte WB Michael Landgraf in einer humorvollen Kurzbiografie den Hauptredner des Abends  vor: Dr.Thomas Kiefer, Theologe und Abteilungsleiter im bischöflichen Ordinariat in Speyer. Dass sich Dr. Kiefer zusätzlich auch als Pfälzer Mundartautor bereits einen Namen gemacht hat, bewiesen seine humorvollen, aber dennoch besinnlichen und tiefgründigen Ausführungen zur Weihnachtsgeschichte. Seine Geschichten handelten vom Mussbacher Eselchen, von den Hirten in der Heiligen Nacht und zu guter Letzt vom Gimmeldinger Laurentiusengel , alle vorgetragen „uff escht pälzisch“.
Die traditionelle Spendensammlung an diesem Abend erbrachte einen Betrag von 905€. Ergänzt durch die Spenden der Damenrunde am Ordenstag und einem Zuschuss der Weinbrudersschaft kam eine eine Gesamtsumme von 1500€ zusammen, die Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer an Annette Martin und Brigitte Facco für das Caritas - Projekt „Mama Mia- Treffpunkt für junge Schwangere“ in Pirmasens überreichen konnte.
Mit dem gemeinsamen Singen von „Oh du Fröhliche“ endete eine wiederum sehr gelungene und von WB Peter Döngi hervorragend organisierte Adventsrunde.

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Michael Landgraf zum Werk von Dr. Thomas Kiefer

Alle Jahre wieder kommt sie, die graue Jahreszeit, in der die nasse Kälte manch einem morschen Knochen besonders zu schaffen macht, in der man es sich am liebsten bei einem schönen Glas Wein, in der warmen Stube gemütlich macht, und in der sich die Weinbruderschaft zur alljährlichen Weinrunde zum Advent im Herrenhof zusammenfindet, natürlich politisch korrekt mit Damen versteht sich!
Alle Jahre wieder kommt aber auch Sie, die Zeit, die nach dem Toten- und Ewigkeitssonntag alles durchbricht. Die Adventszeit.
Feuer werden gemacht, damit es warm wird.
Lichter leuchten, im Grau des Tages und in der Nacht ob als Kerze auf dem Kranz, oder als Lichterkette auf den Straßen.
Und mit Spekulatius, Schokolade, Plätzchen und Marzipan futtern wir uns Hüftgold an.  Alle Jahre wieder kommt diese Zeit, in der wir uns aber auch nach Worten und Geschichten sehnen, die uns innerlich Wärme spenden. Worte, die uns persönlich ansprechen, am besten in einer Sprache, die uns zu Herzen geht.
 
Alle Jahre wieder, entdecke ich in dieser kalten und grauen Zeit, wenn ich mich nach Licht und wärmenden Worten sehne, Büchlein in meinem Regal, die ich dann immer wieder gerne in die Hand nehme.
Sie heißen: „Waad noch ä bissl“, oder „Wie schä duds klinge“ und seit letztem Jahr ein Buch namens „Vun Hirte, Engelscher un vum Woihnachtsesel.“
Alle diese Bücher stammen von Thomas Kiefer, der heut uns in den Advent einstimmen wird. Den Neustadtern brauche ich Thomas Kiefer nicht groß vorstellen, vor allem den kirchlich engagierten. Aber es sind ja Außergewärtige da. Daher ein paar Worte zu seiner Person.
1962 in Neustadt geboren und hier aufgewachsen studierte und promovierte Thomas Kiefer in katholischer Theologie. Heute ist er Hauptabteilungsleiter der Abteilung Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen. Er verantwortet ein umfangreiches Feld von spiritueller Bildung und Begleitung für unterschiedliche Zielgruppen. Hierzu ist er auch als Autor hervorgetreten,
präsentierte katechetische Modelle und einen Glaubenskurs.
Doch so verdienstvoll diese Arbeit ist, damit hätte er es nicht in unsere Veranstaltung geschafft. Der Grund für die Einladung heute sind seine Leistungen als Pfälzer Mundartautor.
Kennengelernt haben wir uns vor rund 15 Jahren, als wir mit der Guten Nachricht für die Pfalz eine gemeinsame ökumenische Bibelausgabe herausgebracht hatten. Damals waren wir beide bereits mit biblischen Texten uff Pälzisch unterwegs, von mir war die Bibel uff Pälzisch erschienen und er war gerade dabei, sein erstes Weihnachtsbuch zu veröffentlichen.
Schnell waren wir uns einig, dass wir gemeinsam, über die konfessionellen Fraktionsgrenzen hinweg, etwas Größeres anpacken wollten, nämlich Theologen beider Konfessionen, die Mundartgottesdienste gestalten, zusammenzutrommeln. So arbeiteten wir gemeinsam knapp 5 Jahre lang am Projekt „Kärchejohr“ mit Texten und Liedern zum Kirchenjahr, ich als Herausgeber für die protestantische, er für die katholische Seite.
Dabei durfte ich Thomas Kiefer kennenlernen als Meister tiefsinniger und zugleich wärmender Worte, die er in seiner Muddersprooch gekonnt umzusetzen weiß. Wir beide waren und sind uns einig, dass es sehr gut möglich ist, sensible Texte der Bibel wie auch Kirchenlieder ins Pfälzische zu übertragen, ohne dass es albern wirkt, und sogar laut in unserer Muddersprooch zu beten, in der Gewissheit, dass unser Herrgott alle Sprachen der Welt kennt. Thomas Kiefer ist dabei klar: Das Heilige gilt es, als Heiliges zu bewahren. Und wenn dies klar ist, dann spürt man, besonders in seinen Worten, dass das Pfälzische eine Tiefe haben kann, die weit jenseits der faden Oberflächlichkeit steht.
Doch eines gilt es noch zu klären, bevor es gleich losgeht. Zur Weinbruderschaft der Pfalz gehören ja auch Außergewärtige, Nichtpfälzer also. Ich hoffe, dass ihr euch inzwischen in die Pälzer Sprooch eingegroovt habt, und nicht mehr die Nase rümpft, wenn wir Pfälzer in unserer Mundart etwas zum Besten geben. Ansonsten stellt bitte einen Antrag an den Vorstand, dass in Zukunft für Simultandolmetscher gesorgt wird, die für eine Transjodelation zur Verfügung stehen. 
Anmerken möchte ich hierzu allerdings, dass spätestens seit Paul Münch und seiner Pälzer Weltgeschicht völlig geklärt ist, welches die wahre göttliche Sprache ist: Über den Turmbau zu Babel finden sich nämlich Zeilen, die uns über die heutige „Sproochverwerrung“ die Augen öffnen.
 
Die Sproochverwerrung awwer hat,
än große Noochdeel, ewich schad!
Grad nor mir Pälzer schätze noch,
die uralt Mensche-Ursprungssprooch.
Un all die annere fremme Leit,
die babbele seit seller Zeit,
Sprooche wo kän Mensch versteht,
die arme Kerle duhn mer Lääd.
 
Und nun, ihr Lieben Weinbrüder, und werte Damen!
Freuen wir uns auf Thomas Kiefer und begrüßen ihn mit einem kräftigen
„In Vite Vita“!