Premiere bei der Weinbruderschaft: Die Rosenmontagsrunde

 

Fasnacht Weinrunde2Zum ersten Mal in der Geschichte der Weinbruderschaft fand an einem Rosenmontag eine Weinrunde statt, wenn auch „nur“ in virtueller Form. Diese Gelegenheit ließen sich immerhin 51 Weinbrüder nicht entgehen und verzichteten auf die fastnachtliche Abendunterhaltung im Fernsehen zugunsten eines virtuellen Beisammenseins gleichgesinnter Weinfreunde.

In Vertretung des verhinderten Ordensmeisters konnte Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer auch dieses Mal einige Ehrengäste begrüßen: So die vierköpfige „Spitze“ des Siegerländer Weinkonvents (dazu später mehr), sowie unseren niederländischen Weinbruder Jan Overdijck und den Referenten des Abends WB Dr. Falk Henkel.

Dieser berichtete in seinem überaus interessanten und anschaulichen halbstündigen Vortrag über das Thema „Hydrologie des Pfälzer Waldes“. Nach einigen allgemeinen Ausführungen über Entstehung und Verteilung des Wassers auf der Erde informierte WB Henkel über einige relevanten Fakten im Hinblick auf unsere Region: Ungleiche Niederschlagsverteilung (Südpfalz höher als im Raum Bad Dürkheim), Wasserkreislauf (gute Speicherqualität des Buntsandsteins), Wasserhärte und -qualität. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand dabei stets die These und die Erkenntnis „Ohne Wasser kein Leben!“ (und folglich auch kein Wein). Fließende Gewässer und Grundwasser sind die Lebensgrundlage für die Menschen und wesentlicher Faktor für die Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Pfalz. Hier wies WB Henkel u.a. auf das Problem der hohen Nitratbelastung durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Rheinebene hin. Zum Nachdenken regten sicher auch einige Zahlen über den durchschnittlichen Wasserverbrauch der Bundesbürger an: Schon 121 Liter pro Tag erschien manchem Weinbruder als nur schwer nachvollziehbar, dass aber der „virtuelle Wasserfußabdruck“ bei 4000 Liter (!) pro Person und Tag liegt, erschien manchem als unvorstellbar. Diese Wassermenge wird z.B. für die Herstellung eines einfachen T-Shirts benötigt! Man sollte sich also von dem relativ niedrigen Wasserpreis von z.Zt. ca. 0,3 Cent/Liter nicht zur Wasservergeudung verleiten lassen, denn neben einer umweltbewussten und umweltschonenden Bewirtschaftung der Ressource Wasser ist  auch das Wassersparen unabdingbare Voraussetzung für das Leben kommender Generationen.

Maxquelle DuerkheimIm zweiten Teil seiner Abhandlung beschäftigte sich WB Henkel mit Quellen im Pfälzer Wald. Das Grundwasser bildet sich aufgrund der Niederschläge im Untergrund stets neu, verteilt sich dann in Poren und Spalten des umgebenden Gesteins, bis es als Brauch-, Trink- und Heilwasser zum Teil wieder in Form von Quellen oder mithilfe von Brunnen an die Oberfläche zurück gelangt. Anhand ausgewählter Beispiele informierte der Referent über die kulturhistorische und wirtschaftliche Bedeutung von Quellen, aber auch deren Bedeutung als Biotop und zunehmend – mit allen negativen Auswirkungen - als Rastplätze für Wanderer und Erholungssuchende.

Wer während der ersten „Vorstellungsrunden“ noch geglaubt hatte, dass fast alle Weinbrüder „Fastnachtsmuffel“ seien (nur sehr wenige fastnachtliche Kopfbedeckungen waren zu sehen), wurde nun eines Besseren belehrt: WB Hubert Bohlender begrüßte in kompletter Elferratsuniform seine Weinbrüder mit einem donnernden „Helau“. Auch der folgende Vortrag eines „Fastnachtsgedichts“ durch Malermeister und WB Thomas Liedy verpasste der Veranstaltung noch einen fastnachtlichen Anstrich.

Wie eingangs bereits erwähnt, waren an diesem Rosenmontag auch vier Funktionsträger  vom Siegerländer Weinkonvent zugeschaltet. Nachdem sich die Schatzmeisterin Petra Niewiera, Kellermeister Marc Weber und Konventskanzler Jürgen Schroer kurz vorgestellt hatten, informierte Konventsmeister Wolfgang Narjes mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation über ihre Gemeinschaft. Diese besteht mittlerweile seit 40 Jahren und umfasst z.Zt. 120 Mitglieder. Ihre Ziele sind vergleichbar mit denen unserer Weinbruderschaft: Förderung der Regionalität und deren Kultur sowie Bekenntnis zur Weinkultur. Überrascht waren viele unserer Weinbrüder von der Vielzahl an Aktivitäten des Weinkonvents. Unsere Siegerländer Weinfreunde sind nicht nur an der Ausrichtung bzw. Teilnahme an mehreren Weinfesten beteiligt, sondern sie bieten auch Weinseminare an der Volkshochschule an und sind für einen (der Stadt Siegen gehörenden) Weinberg verantwortlich, in dem die Sorten Solaris und Regent angebaut und nach der Lese vinifiziert werden. Sollten die Aktivitäten unserer Weinbrüder aus dem Siegerland evtl. auch als Inspiration für unsere Weinbruderschaft dienen? Die Nach-Corona-Zeit wird es zeigen! Zum Abschluss seiner Ausführungen betonte WB Narjes die enge Zusammenarbeit des Siegerländer Weinkonvents mit zahlreichen Pfälzer Winzern und Weinhoheiten und letztendlich unserer Weinbruderschaft und wünschte sich einen noch möglichst langen Fortbestand dieser verbindenden Beziehungen.

Einen gelungenen Beitrag zu dem schönen Abend lieferte anschließend unser niederländischer Weinbruder Jan Overdijck mit dem Vortrag eines spontan von ihm verfassten Gedichts:

„Trotz Abstand sind wir stark verbunden
beinahe wie bei echten Runden.
Wir alle mit Isolation am Hals
genießen wir die schöne Pfalz.
Ich hoffe, bald sind wieder wir begeistert da,
liebe Brüder…In Vite Vita!“

Nach etwa 2 1/2 Stunden bedankte sich Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer mit seinen Schlussworten bei den Referenten, beim Organisator und Moderator Michael Landgraf und bei allen Weinbrüdern für ihre Teilnahme. Den wiederum informativen und abwechslungsreichen (Rosenmontags-) Abend beendete er mit der Wiedergabe eines köstlichen Schmankerls, mit dem WB Markus Heil einmal anlässlich einer Pfalzweinprobe aufwartete: „Wie kann ich bei der Beurteilung eines Weins glänzen? Man schwenke den Wein im Glas, koste ihn mehrmals mit der Nase und der Zunge und beurteile ihn dann abschließend mit fachmännischer Miene: Das hätte ich von diesem Wein wirklich nicht erwartet.“

Bernd Dieffenbacher

Witz Weinprobe