Virtuelle Weinrunde am 7. Juni 2021

 

Vortrag von Andreas Hattemer „Der Nachhaltigkeitsgedanke im ökologischen Weinbau“

Trotz Direktübertragung des Fußball-Länderspiels Deutschland gegen Lettland, bevorzugten wiederum 45 Weinbrüder am vergangenen Montag die Teilnahme an unserer virtuellen Weinrunde. Schon vorweg: Sie werden diese Entscheidung ( trotz der guten Vorstellung der deutschen Kicker) sicherlich nicht bereut haben!

Die erfreulichste Nachricht kam bereits zu Veranstaltungsbeginn von unserem Ordensmeister: Im Rahmen seiner Begrüßung gab er bekannt, dass die erste Zusammenkunft im Ordenshaus für den 5.Juli geplant sei. Genauere Angaben dazu würden zeitnah noch vom Secretarius bekannt gegeben werden! Diese Nachricht sorgte sowohl  für ein spontanes virtuelles Anstoßen, verbunden mit einem kräftigen  „In Vite Vita“ ,  als auch für durchweg  erfreute Gesichter bei den teilnehmenden Weinbrüdern.

Es folgte eine kurze Information über die aktuelle  Rebentwicklung und die derzeitig im Vordergrund stehenden Maßnahmen der Winzer für den Rebschutz.

Im Mittelpunkt des Abends stand ein Vortrag über den“ Nachhaltigkeitsgedanken im ökologischen Weinbau“. Der Referent, Andreas Hattemer vom Bruderrat der Rheinhessischen Weinbruderschaft und deren Kellermeister, bewirtschaftet seit 2000 ein ökologisches Weingut und ist ehrenamtlicher Bundesvorsitzender von ECOVIN. 

Zunächst stellte WB Hattemer die Entstehungsgeschichte und das Anliegen dieses Verbands vor: Evovin ist ein Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter in Deutschland. Gegründet wurde er 1985 und hat seinen Sitz in Oppenheim. Er ist der größte deutsche Anbauverband, der sich ausschließlich auf ökologischen Weinbau spezialisiert hat. Bei Ecovin ist etwa ein Viertel der deutschen Öko-Rebflächen aller klassischen Anbaugebiete verbindlich organisiert. Die Öko-Rebfläche in Deutschland beträgt derzeit ca. 9600 ha, das entspricht ca. 10% der deutschen Rebfläche. Betriebe, welche neben dem Weinbau auch in anderen landwirtschaftlichen Bereichen tätig sind, haben die Möglichkeit, sich zusätzlich noch einem anderen Bio-Verband anzuschließen. Ecovin unterstützt aktiv die Forschung im Bereich Pflanzenschutz und Rebsortenzüchtung und bietet professionelle Seminare im Bereich Öko-Weinbau an. Außerdem setzt sich der Verband intensiv für die Förderung der Biodiversität und Artenvielfalt im Weinbau ein.

Der Referent verstand es ausgezeichnet, seine dargebotenen fachspezifischen Inhalte nicht nur äußerst fundiert und emotional vorzutragen und anhand passender Praxisbeispiele zu verdeutlichen, sondern diese auch im Kontext mit der Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedankens im globalem Rahmen zu sehen („Konferenz von Rio 1992“, „veränderte Klimabedingungen“ etc.). Im Mittelpunkt all dieser Bestrebungen sollte immer das Leitbild „In Einklang mit der Natur“ stehen !

WB Hattemer versäumte es abschließend aber auch nicht, seine Gedanken zur Nachhaltigkeit im konventionellen Weinbau darzulegen, sowie sich mit der praktischen  Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens kritisch auseinander zu setzen!

Erfreut zeigte er sich über die Tatsache, dass der Öko-Gedanke auch in puncto  Lebensmittelkauf in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich gestiegen sei. So sei z.B. im Jahre 2020 beim Kauf von Öko-Lebensmitteln eine Zunahme von 20% festzustellen gewesen. Ob dies nur mit Corona zusammenhing, bleibt die Frage.

Im Anschluss entwickelte sich unter einigen Weinbrüdern ein reger Gedankenaustausch zu der Thematik „Öko-Weinbau“, insbesondere zum Einsatz von Kupfer zur Schädlingsbekämpfung. Auftretende Nachfragen  wurden von WB Hattemer mit großer Fachkompetenz offen und ehrlich beantwortet.

Auch Weinbaupräsident WB Reinhold Hörner zeigte sich sehr angetan von dem „offenen und ehrlichen“ Vortrag  seines rheinhessischen Winzerkollegen Hattemer. Er betonte aber auch ausdrücklich, dass das Prinzip Nachhaltigkeit mittlerweile auch bei Nicht-Öko-Winzern im Vordergrund stünde. Eindrucksvoll war sein folgendes, sehr emotional und mit Leidenschaft vorgetragenes Plädoyer auch  für die konventionelle Landwirtschaft insgesamt und sein Appell an die Winzer, dass es künftig kein Gegeneinander, sondern nur noch ein Miteinander geben dürfe! 

Die Dankesworte unseres Ordenskanzlers Karl-Heinz Bauer galten insbesondere dem Referenten Andreas Hattemer für dessen informativen Vortrag, der sicher zur „Wissenserweiterung“  bei zahlreichen Weinbrüdern geführt hat, für den mit „viel Herzblut“ vorgetragenen Beitrag von WB Hörner, dem Gestalter des Gästebuchs Gerd Liedy und dem Cheforganisator der Veranstaltung Michael Landgraf.

Mit dem Hinweis auf die nächste virtuelle Weinrunde am 28.6. und der Vorfreude auf ein persönliches Wiedersehen am 5.Juli beschloss der Ordenskanzler eine wiederum durchweg geglückte und informative virtuelle Weinrunde.

Kleine Anmerkung des Chronisten: Interessant, dass immerhin 21 Weinbrüder (fast 50%) an diesem Abend einen Riesling in ihrem Glas hatten! Der „alte Riesling“ – für die Mitglieder unserer Weinbruderschaft immer noch der aktuelle und beliebteste Wein!

Bernd Dieffenbacher