Weinrunde am 17.10.22 mit Vortrag "Wein zwischen Weinkultur und Droge"

17.10.2022 „Wein zwischen Weinkultur und Droge“

WB Dr. Hamatschek sorgt mit seinen Vorträgen stets für ein gefülltes Ordenshaus. So auch wieder am vergangenen Montag, als Ordensmeister Oliver Stiess neben zahlreichen Weinbrüdern, darunter etliche mit Partnerinnen, auch die Gimmeldinger Ortsvorsteherin Claudia Albrecht, den Landtagsabgeordneter Klaus Schick und den Vertreter der rheinhessischen Weinbruderschaft, Peter Benk, begrüßen durfte.

Gespannt wartete man auf den Vortrag von Dr. Hamatschek: Sollte es da tatsächlich in der Weinbruderschaft einen „Verräter“ geben, jemand, der die Weinbrüder von ihrem liebsten Getränk abbringen wollte?

Vorweggesagt: Dem war nicht so! WB Hamatschek bezeichnete sich eingangs lediglich als „Überbringer“ der schlechten Nachricht „Weg vom Alkohol“, nicht als der Verursacher. Diese sah er vorwiegend in der WHO, dem RKI, bei immer mehr Ärzten, aber auch im Verband der Psychotherapeuten.

In einem kurzweiligen und – trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik – stets erheiternden Vortrag zeigte er die unbestritten gesundheitsgefährdende Wirkung des Alkoholmissbrauchs auf: Laut Robert Koch Institut beginnt der „riskante Alkoholkonsum“ bei Männern bereits bei zwei Gläsern Wein oder Bier, bei Frauen sogar schon bei einem Glas, was bei vielen Zuhörern für nachdenkliche Minen sorgte!  Auch die folgenden Ausführungen zu den „Folterwerkzeugen“ der WHO zur Verringerung alkoholbedingter Schäden, z.B. Verschärfung und Beschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol, strengere Gesetze bei Alkohol am Steuer, Präventivmaßnahmen, Werbeverbote, höhere Alkoholpreise etc., trugen nicht unbedingt zu einer freudigen Stimmung unter den Zuhörern bei! Dass die Bundespsychotherapeutenkammer behauptet, „Alkohol sei deutlich gefährlicher als Cannabis“ und entsprechende Maßnahmen fordert, sorgte im Plenum allerdings für starke Verwunderung! Die Auswirkungen all dieser „Anti-Alkohol- Kampagnen“ zeigt sich mittlerweile darin, dass der Markt auf die Lifestyle- und Gesundheitswelle „ohne Alkohol ist in“ bereits reagiert hat und immer mehr entalkoholisierte Weine, Sekte, Biere, sowie Spirituosen und Cocktails ohne Alkohol angeboten und konsumiert werden.

Auch die Wein-Lobbyorganisation DWI sieht in jeglicher Form des Alkoholmissbrauchs eine Gefährdung der eigenen Gesundheit und negative Folgeerscheinungen für die Gesellschaft und Volkswirtschaft. Sie behauptet aber auch, dass „Wein ein traditionsreiches Genuss- und Kulturgut sei – seit 2021 gehört die Weinkultur zum immateriellen Kulturerbe -, das verantwortungsvoll und moderat genossen – bei entsprechendem Lebensstil -Beeinträchtigungen unwahrscheinlich macht und sogar positive Effekte haben kann.“

Dies sehen die wichtigsten weinproduzierenden Länder wohl ähnlich, denn bei ihnen liegt die „Schwelle zum riskanten Alkoholkonsum“ z.T. wesentlich höher als hierzulande.

 Während sie bei uns – wie bereits erwähnt – bei etwa zwei Gläsern Wein liegt, liegt der Wert z.B. in Spanien und Frankreich bei drei, in Italien bei vier und in Spanien sogar bei 7 (!) Gläsern (Frauen jeweils die Hälfte). Selbst in den USA liegt der Wert über dem deutschen!! Wer soll das verstehen?

Zur endgültigen Aufhellung der Minen bei den meisten Zuhörern sorgte dann der Referent mit der DWI Grafik „Alkohol und Gesamtsterblichkeit“. Aus der Darstellung geht hervor, dass das relative Sterberisiko erst bei dem täglichen Genuss von mehr als zwei Gläsern Wein (Frauen: ein Glas) im Vergleich zur Abstinenz zunächst leicht und erst ab drei (1:1,15/Männer, 1:1,74/Frauen) bzw. vier Gläsern (1: 1,56/Männer, 1:3,70/Frauen) stärker ansteigt.

Der daraus resultierende Schlusssatz und Ratschlag ließ dann jeden Zweifel an der „Gesinnungstreue“ unseres geschätzten Weinbruders Dr. Jochen Hamatschek endgültig ersticken: „Um auf der sicheren Seite zu sein: ein Viertel für die Frau, zwei für den Mann macht eine Flasche am Abend.“

Ob alle anwesenden Damen und Herren an diesem Abend den Ratschlag befolgten, entzieht sich leider der Kenntnis des Verfassers.

Im Anschluss an diese außerordentlich spannenden und – wie immer - brillant vorgetragenen Ausführungen unseres Weinbruders folgte eine rege Aussprache, auch unter Hinzuziehung des Themas „Wine in moderation.“

Sehr interessant auch die Stellungnahme eines betroffenen Winzers, WB Ralf Anselmann aus Edesheim. Er sieht im Moment noch keine Auswirkungen der „Anti-Alkohol-Bewegung“ in seinem Weingut, hat aber Angst vor den wirtschaftlichen Folgen bei den Winzern durch eine eventuelle Einführung von „Schockbildern“ auf den Weinetiketten, wie auf den Zigarettenpackungen!

Im Schlusswort bedankte sich Kapitelmeister Harald Weber bei Steffen Boiselle für die Gestaltung des Gästebuchs und natürlich bei dem Referenten WB DR. Hamatschek, dem er als kleines Präsent „mit schlechtem Gewissen“ zwei Flaschen Wein überreichte.

Fazit: Wiederum ein sehr gelungener und interessanter Abend mit dem „Hauptreferenten“ unserer Weinbruderschaft, Dr. Jochen Hamatschek.

Nachtrag: Zur weiteren Vertiefung dieses Themas und natürlich auch zum Nachlesen über die Historie und Gegenwart unserer Weinbruderschaft sei das neueste Werk von Jochen Hamatschek wärmstens empfohlen: „Wenn wir von Weinen reden – die Welt der Weinbruderschaft der Pfalz“.

Bernd Dieffenbacher

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