Weinrunde „Pfälzer Musikantenland“ Kusel - Bericht über das Bruderschaftsjahr 2020

13. Januar

„Sektionstag“

Das Bruderschaftsjahr 2020 der Weinrunde „Pfälzer Musikantenland“ startete auch in diesem Jahr traditionell im Hubehaus Kusel mit der Mitgliederversammlung - dem „Sektionstag“ -. Michael Comtesse, der Sprecher der Weinrunde, leitete die Versammlung. 

Nach dem Tätigkeitsbericht im Rückblick auf das Jahr 2019 mit seinem facettenreichen Programm und der Entgegennahme des Kassenberichtes wurde der Vorstandschaft einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen Entlastung erteilt.
Turnusmäßige Neuwahlen standen in diesem Jahr nicht an.

k 1   Sektionstag

Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Versammlung stand die Beratung eines erneut sehr abwechslungsreichen Jahresprogramm 2020, das im Vorfeld eine Arbeitsgruppe erarbeitet hatte und das jedem WB mit der Einladung als Tischvorlage zugesandt worden war. Es beinhaltet im monatlichen Wechsel erneut Ausflüge, Kulinarisches, Besichtigungen, eine Wein- und Kulturreise, Vorträge, einen Literarischen Abend und natürlich verschiedene Weinproben. Dieser bunte Mix hat sich in den letzten Jahren bewährt und bietet für Weinbrüder, ihre Damen und Gäste eine abwechslungsreiche Vielfalt.

Dem Grundsatz der Weinrunde, das „Kulturgut Wein“ stets in ein „kulturelles Umfeld“ in all seinen Facetten einzubinden, wurde erneut Rechnung getragen. Kulturwissen und gepflegter Genuss werden auch 2020 in eine Synthese gebracht.

Bei einem anschließenden Schlachtplatten-Essen stärkte sich die Weinrunde für die kommenden Aktivitäten.

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13. Februar

„Franz von Sickingen – der letzte Ritter“

- Vortrag über das Leben des Raubritters und mittelalterliches Menü-

Zu einer Zeitreise ins Mittelalter lud die Weinrunde im Februar ein. Im Mittelpunkt des Abends stand der Ritter Franz von Sickingen - einer der populärsten Persönlichkeiten der pfälzischen Geschichte. Sein abenteuerliches Leben wurde zunächst in einem Vortrag von WB Robert Renno nachskizziert.

k 2   Franz von Sickingen (Statue auf Burg Nanstein)

Franz von Sickingen, auf der Ebernburg geboren, erweist sich als letzter Ritter, der fast schon verzweifelt versucht, die ritterlichen Werte des ausklingenden Mittelalters neu zu beleben und dabei auch nicht vor Raubzügen und Erpressung zurückschreckt. Der rebellische Kämpfer gilt als exemplarischer Vertreter des spätmittelalterlichen Reichsritterstandes.

Das Leben des Franz von Sickingen endet unrühmlich auf seiner Burg Nanstein. Damit geht im Spätmittelalter auch endgültig die Ära der Burgen als sichere strategische Rückzugsorte im Zeitalter einer verbesserten Waffentechnik und die Zeit der Ritter mit ihren Idealen zu Ende.

k 3   Burg Nanstein Zweites Burgtor

Hintergrundinformationen zum „Weinbau im Mittelalter“, dem „Alltagsleben auf einer Burg“, zu den „hygienischen Verhältnissen der Zeit“ und der „Waffenentwicklung im Mittelalter“ ergänzten die biografischen Angaben zu Franz von Sickingen.

Das nachfolgende vierteilige Mittelaltermenü, u.a. mit Mönchskuchen, Abtknödeln und Nonnenfürzle (wieder hervorragend von Küchenchef Oliver Allmang vom Restaurant „Zum Alten Keiler“ nach Originalrezepten der Zeit umgesetzt) zeigte, dass man auch im Mittelalter ohne die für uns zur Selbstverständlichkeit gewordenen Speisezutaten sehr schmackhafte Gerichte zuzubereiten wusste.

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Wegen der Corona-Pandemie und den geltenden Kontaktbeschränkungen mussten leider zunächst alle geplanten und bereits vorbereiteten Veranstaltungen ausfallen:

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30. Juli

Interne Weinrunde

Vielen Weinbrüdern der „Weinrunde Pfälzer Musikantenland“ wurde die Zeit sehr lange. Fast ein halbes Jahr war vergangen, ohne dass man sich in einer Weinrunde getroffen hatte. Man hatte sich deshalb auf ein Wiedersehen gefreut und war gerne zu einer außerordentlichen, internen Weinrunde in der Außenanlage bei der Landscheidhütte zusammengekommen. Unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln hatten alle ein gutes Miteinander.

k 4   an der Landscheidhuette

Ein Thema war das Treffen der Mitglieder des Vorstandes der Weinrunde mit Ordensmeister Oliver Sties und zwei weiteren Mitgliedern des Ordenskapitels. Anlass war der Konflikt wegen der geplanten 1. Großen Rheinland-Pfalz-Weinprobe. Es wurde vereinbart, dass außerordentliche Programmplanungen mit dem Ordenskapitel im Vorfeld abgestimmt werden, ansonsten kann die in der Vergangenheit sehr anspruchsvolle Programmplanung der Weinrunde „Pfälzer Musikantenland“ weiter autonom erfolgen.
Eingedenk der Tatsache, dass man nicht alle Weinrunden „über einen Kamm scheren dürfe“ und sie sich in vielerlei Hinsicht unterscheiden, war es ein Anliegen der Weinrunde „Pfälzer Musikantenland“, einen begrenzten Freiraum zu erhalten. Dies fand zum ihrem großen Bedauern keine Akzeptanz.

Zum Abschluss des Gedankenaustausches bekräftigten alle gemeinsam, dass künftig Neustadt und Kusel in bester Harmonie zusammenarbeiten werden, denn allen liegt das Wohl „Pfälzer Weinbruderschaft“ am Herzen. Dieser Konsens wurde von den Anwesenden getragen.

Ein weiteres Thema war die wegen Corona verschobene 1. Große Rheinland-Pfalz-Weinprobe. Sie ist unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht durchführ-bar. Es wurde für einen Verkauf der erworbenen Weine an die Kartenbesitzer und Mitglieder der Weinrunde plädiert. Im kommenden Jahr soll ein neuer Anlauf gestartet werden.

Angesichts der gegenwärtigen Corona-Auflagen wurde beschlossen, dass die für das laufende Jahr geplanten und vorbereiteten Veranstaltungen der Weinrunde bis zur vorweihnachtlichen Feier in Gimsbach storniert werden. Hiervor betroffen waren alle Veranstaltungen bis einschließlich 19. November.

Der Abend klang bei einem zünftigen Mahl aus, das WB und Metzgermeister Klaus Seifert geliefert hatte, und mit guten Weinen an einem sehr lauen Sommerabend unter den Bäumen um die Landscheidhütte in malerischem Ambiente.

© Michael Comtesse

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18. September

Weinlese in Gimsbach

Eine Weinlese der besonderen Art, nicht in der Ebene oder an Steilhängen, auch nicht mit Traktor und Vollernter, sondern manuell mit Leiter und sonstigen Hilfsmöglichkeiten und das in Gimsbach, einem malerischen Ort unweit von Kusel!

Der Schwiegervater des ehemaligen Pfarrers und „Hobby-Winzers“, Michael Comtesse, von ihm einfach und immer nur „Opa Hermann“ genannt, kam auf die geniale Idee, in Gimsbach Reben anzupflanzen und daraus Wein zu machen. Und dies gelang hervorragend! Er knüpfte damit an die alte Weinbautradition im Glantal an, woran noch heute viele Straßen- und Gemarkungsnamen erinnern.

Michael Comtesse vervollkommnete sein Werk, auch beeinflusst durch sein Wirken bei der Weinbruderschaft der Pfalz, wo er als Sprecher der Weinrunde „Pfälzer Musikantenland“ tätig ist.

Jedes Jahr erntet Michael Comtesse Trauben der Sorten Phoenix und Regent. Heuer wurden das Traubengut wie immer an einer großen Pergola, an Sandstein- mauern und Hauswänden, auch an klassischen Rebzeilen und an Drahtgestellen am „Günsbach“ gelesen, unterstützt von zwei Weinbrüdern und einer Weinschwester.

k 5   WB Michael Comtesse bei der Weinlese

Nach der Ernte der Trauben wurde das Lesegut in die handgetriebene Trauben- mühle gebracht, wo mit viel Muskelkraft die Maische zelebriert wurde. Dann gelangt die Maische - auch mit Handarbeit - in die hydraulische Kelter, um den wertvollen Traubensaft zu gewinnen. Schon bald blubberte der Most in den vorbereiteten Gärbehältern.

Ergebnis der Mühen: Der Jahrgang 2020 verspricht einen schönen Phoenix – Weißwein und zum 2. Mal einen aus der roten Regent-Traube gewonnenen Rosé - ein absolutes Unikat in dieser Region. Qualität und Quantität stimmten!

"in vite vita"

© Michael Comtesse

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In Anbetracht der weiterhin bestehenden Corona-Pandemie und gemäß der internen Absprache fielen nunmehr auch alle weiteren, von der Weinrunde „Pfälzer Musikantenland“ geplanten Veranstaltungen bis Ende 2020 aus.

Darunter war auch die Absage eines „Kleinen Ordenstages“ am 8. November durch das Ordenskapitel, bei dem die 4 neuen Aspiranten der Weinrunde hätten feierlich in die Weinbruderschaft der Pfalz aufgenommen werden sollen.

Über die dennoch erfolgte Aufnahme in die Weinbruderschaft freuten sich die neuen Mitglieder:

Norbert Decker, Walter Falk, Thomas Johann und Dr. Hans Reidel.

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Die Weinrunde hofft, dass im Jahr 2021 die ein oder andere Zusammenkunft oder Veranstaltung möglich sein wird, um dann wieder in gemeinsamer Runde gepflegt einen guten Tropfen genießen zu können.

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© Michael Comtesse
© Robert Renno