Mit Weinbruder Martin Franck konnte am vergangenen Montag unser Ordensmeister Oliver Stiess einen der beiden Geschäftsführer der TKS (Tourist, Kongress und Saalbau GmbH) Neustadt im Ordenshaus begrüßen. In seinem interessanten Fachvortrag gelang es ihm anhand zahlreicher Beispiele, die Korrelation zwischen Wein und Tourismus aufzuzeigen.
Betrachtet man die international berühmtesten Weinregionen bzw. -weinorte der Erde (wie z.B. Bordeaux, Burgund, Toscana, Douro, Gebiet um Johannisburg, Napa Valley u.v.m), so stellen diese schon seit langem Anziehungspunkte für Millionen von Touristen dar. Dafür sorgt sicherlich nicht nur der Weinbau allein. Auch die landschaftlichen, kulturellen oder architektonischen Gegebenheiten der Gebiete spielen dabei eine wichtige Rolle.
Mehrere neuere Untersuchungen kamen aber auch zu dem Ergebnis, dass in der heutigen Zeit bei vielen Touristen ein verstärkter Trend zum Genuss-, bzw. Genießerurlaub zu erkennen ist und dass dazu für viele der Befragten auch der Wein und die Winzer als ein Teil der Bildungskultur gehören. Um dem gerecht zu werden, entstanden in den vergangenen Jahren in zahlreichen berühmten Weinorten bzw. Weingütern z.T. extravagante und hochmoderne Erlebniswelten in den verschiedensten Formen. Die dazu präsentierten Bilder versetzten manche der anwesenden Weinbrüder ins Staunen!
Obwohl auch in Deutschland während der letzten Jahre durchaus ein Anstieg der „Weintouristen“ bei heimischen Winzerbetrieben zu verzeichnen ist, zeigt eine Studie, dass sich nur 3-4% der Deutschen intensiv für das Thema „Wein“ interessieren. Somit stellt sich natürlich für die Verantwortlichen die Frage, inwieweit man weinwirtschaftliche Angebote von Weinregionen oder Weingütern für die Touristen attraktiver machen kann.
Auf diese Frage richtete der Referent im zweiten Teil seiner Ausführungen am Beispiel „Neustadt“ den Fokus. Haben die Stadt Neustadt an der Weinstraße und die Pfalz eine Chance gegen die bedeutende Konkurrenz im In- und Ausland?
Mit einem im Jahr 2019 gestarteten Prozess („Neustadt im Aufbruch“) ist das Projekt „Weinkultur in der Innenstadt fördern und Weindörfer stärken“ gestartet worden, im Rahmen der Vision, Neustadt a.d.W. als Wein- und Demokratiestadt national und international zu profilieren und zu positionieren.
Festzuhalten ist, dass Neustadt aufgrund zahlreicher Alleinstellungsmerkmale im Bereich „Wein“ (z.B. Mittelpunkt der Deutschen Weinstraße, landschaftliche reizvolle Umgebung, Krönungsstätte der Pfälzischen und Deutschen Weinkönigin, Deutsches Weinlesefest mit Winzerumzug, Weg der Weinlegenden, Weinbruderschaft der Pfalz, größte Weinkiste, größtes Schoppenglas etc.) durchaus das nötige Potenzial dazu haben könnte. Die Hauptschwäche der Stadt liege nach Meinung von WB Franck darin, dass in der Neustadter Innenstadt das Thema Wein bisher wenig erlebbar sei. Wein und Weinbau muss mehr in den sichtbaren Fokus der „Weinstadt“ Neustadt gesetzt werden!
Dies könnte insbesondere durch ein neu zu schaffendes Weinerlebniszentrum im Klemmhof erfolgen, das auf vielfältige Art und Weise für eine starke Besucherfrequenz und somit auch für eine Wiederbelebung der Innenstadt sorgen soll. Im abschließenden Teil seiner Ausführungen stellte WB Franck die Pläne dieses Projekts vor und sorgte damit bei vielen Weinbrüdern für großes Erstaunen und z.T. auch für ungläubige Gesichter! „Unser Klemmhof - gleichzusetzen mit den großen und berühmten Weinerlebniszentren der Welt, bleibt das eine Vision oder werden wir das noch in absehbarer Zeit miterleben dürfen?“
Diese Frage konnte auch unser Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer nicht beantworten. Danken konnte er aber dem Referenten für dessen informativen Vortrag und unserem Künstler Steffen Boiselle für die aktuelle Gestaltung des Gästebuchs.