Bericht der Komturei Berlin über das Bruderschaftsjahr 2016/17

Mit der Pflichtveranstaltung Komtureitag am 25. Nov. 2016 endete das alte und begann das neue Weinbruderschaftsjahr unserer Gemeinschaft an der Spree. Dieser Tag hatte es in sich! Unser hochgeschätzter Komtur Helmut Neuner konnte zum ersten Mal seit 27 Jahren die Damen und Weinbrüder nicht persönlich begrüßen. Er war leider erkrankt und hatte es dem Chronisten übertragen eine schriftliche Botschaft zu verlesen, in der angekündigt wurde, dass unser "Chef" sich in spe nicht mehr wie bisher für die Komturei engagieren könne.
Nachdem unser Komtur wieder einigermaßen rekonvaleszent war, hat er alle Treffen im 1. Quartal 2017 organisiert; so z. B. am 27.01. im Ristorante Agostino mit einer Einladung zum Aperitif und Focaccia oder am 18.02. im beliebten Wirtshaus Zehlendorfer Hof; beide Häuser im Süden unserer Stadt gelegen (die im letzten Jahr leider wieder um 60.000 Einwohner gewachsen ist).
Schon bei der als Vollversammlung herausgestellten Zusammenkunft im Januar konnten die Weichen für einen potentiellen Nachfolger von Helmut Neuner gestellt werden.
Am 01. April hat der Ordensmeister Oliver Stiess im Hotel Steglitz International bei einem "Außerordentlichen Komtureitag" den bisherigen Komtur verabschiedet und den "Neuen", Peter Diederich, inthronisiert. Alle Weinbrüder waren sichtlich erleichtert und happy, dass die Fortexistenz der hiesigen Komturei gesichert und besiegelt werden konnte.
Es muss explizit erwähnt werden, dass die außerordentliche Wirkungsbreite und -tiefe des zurückgetretenen Komturs , der von unserem Ordensmeister zum Ritter der Weinbruderschaft ernannt wurde, von allen Rednern an diesem Abend gewürdigt wurde. Und natürlich wurde dem "Neuen" für seine - man muss sagen - aufopfernde Bereitschaft gedankt, in die großen Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Alle wünschten Peter Diederich die oft erwähnte "handbreit Wasser unter dem Kiel" damit seine Vorhaben erfolgreich sein mögen.

 

Die Berliner Weinbrüder wissen es zu schätzen, dass der Ordensmeister zum "Flaggenwechsel" kurz nach Berlin kam. Der neue Komtur hat ihm zum Zeichen der Wertschätzung den bekannten Berliner Bär der königlich-preußischen Porzellanmanufaktur mit auf den Rückweg nach Neustadt geschenkt. Die Kreationen der KPM sind wertvoll, weil geschichtsträchtig. Kein Geringerer als Friedrich II hat 1763 von dem Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky ( nach ihm ist auch eine Spree-Brücke benannt) die Manufaktur für 225.000 Reichstaler gekauft. Dabei versprach und hielt er seine Versprechen an 146 Mitarbeiter: Keine Kinderarbeit, geregelte Arbeitszeiten, überdurchschnittliche Löhne, eine rentenähnliche Altersversorgung, eine Betriebskrankenkasse sowie Versorgung von Witwen und Waisen. Der Alte Fritz wünschte sich 1784 ein Dekor, das er "bleu mourant" nannte, weil er angeblich besser französisch als deutsch sprach; übersetzen kann man das mit "zartes, mattes Blau". Viele Berliner fanden das nicht gut und fühlten sich beim Anblick dieses Porzellans unwohl, d. h. "blümerant". Bis 1918 war die KPM im Besitz von sieben Königen und Kaisern.
Im weiteren Verlauf folgten Weinrunden mit Damen, am 28.04. im Restaurant "Opera", musikalisch angenehm von einem engagierten Pianisten untermalt und am 26.05. im
"Piazza Michelangelo" am Breitenbachplatz. Im "Wirtshaus an der Rehwiese" konnten wir am 23. Juni einen herrlichen Sommerabend unter Linden in einem für unsere Verhältnisse großen Kreis von Damen und Weinbrüdern genießen. Zwei weitere Treffen am 28.07. und 22.09. im "Alten Krug Dahlem" und Restaurant "Mühlengarten" rundeten die Veranstaltungen in der schönsten Jahreszeit ab.
Der neue Komtur hat zum 27. Oktober ins Gasthaus "Zum Landauer" und zum 10. November in das Restaurant "Opera" eingeladen, wo zum ersten Mal das traditionelle Martinsgans-Essen stattfindet.
Nach einem ereignisreichen, aber insgesamt erfreulichen Verlauf des Komtureijahres hat uns am Ende ein absehbarer, aber auch ein schwerer Verlust getroffen. Unser Weinbruder Studiendirektor Fritz Paul Kubaschk, hat uns am 01.10.2017 für immer verlassen. Er bleibt uns als Gründungsmitglied der hiesigen Komturei sowie als Organisator vieler Weinreisen und auch Weinlokalitäten unvergessen.

Winfried Schulze



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