Virtuelle Jubiläums-Weinrunde am 12.April 2021

 

GDW LogoDie virtuelle Weinrunde feierte am vergangenen Montag ein kleines Jubiläum. Zum zehnten Mal konnte Ordensmeister Oliver Stieß wieder fast 60 Weinbrüder aus nah und fern an den Bildschirmen begrüßen. Sein besonderer Gruß galt den „Ehrengästen“: Dem ehemaligen Bruderschaftsmeister Fritz Christmann, dem Landrat Ihlenfeld (dem er für dessen Engagement in der Coronakrise einen besonderen Dank der Weinbruderschaft aussprach), den beiden Vertretern des Bingener Weinsenats, Stefan Blasius und Michael Schocke, Jan Overdijck aus den Niederlanden, Richard Breitenfeld aus Österreich und Peter Elbs vom Bodensee. Ganz besonders begrüßte er den Referenten des Abends, Wolfgang Narjes, den Ehrenpräsidenten der Gemeinschaft Deutschsprachiger Weinbruderschaften (GDW).

Natürlich weiß jeder unserer Weinbrüder, dass unser Ordensmeister seit 2018 deren Präsident und WB Herbert Hirschmann der Geschäftsführer ist, aber über die Entstehung und Aufgaben der GDW dürften wohl bei den meisten nur vage Vorstellungen vorhanden gewesen sein. Dies sollte sich im Laufe des Abends bei den Teilnehmern der Veranstaltung schnell ändern:

In seinem sehr informativen, mit wunderschönen und eindrucksvollen Bildern begleiteten Vortrag, vermittelte WB Narjes einen Einblick über die Entstehungsgeschichte, die Aufgaben und die Ziele von Weinbruderschaften und insbesondere der GDW.

Als historische Vorläufer der heutigen Weinbruderschaften gelten die griechischen Symposien, mittelalterliche Zechgesellschaften, Lehnsgenossenschaften von Weinbauern und bürgerliche und adlige Bruderschaften. Die heutigen weinkulturellen Vereinigungen unterscheiden sich von den früheren Trinkgemeinschaften allerdings deutlich: Wein gehört heute zum Genuss, ist Lebensstil und Kulturgut. Im Mittelpunkt stehen heute Weinwissen, gepflegte Weinproben, sowie Weinkultur. Dies erkannten nach dem Zweiten Weltkrieg weinbegeisterte Männer der „ersten Stunde“, wie z.B. Leopold Reitz oder Dr. Theo Becker auf deren Initiative in der Pfalz, nach und nach von 1954 bis 1968 zehn Weinbruderschaften in Deutschland und der Schweiz entstanden. Bis 1972 kamen noch neun weitere hinzu, darunter zwei in Österreich.

Im Jahr 1973 kam es zu einem Zusammenschluss von über 30 regionalen Weinbruderschaften zu einer Gemeinschaft, mit der Zielsetzung, die Weinkultur zu fördern. Dem ersten Treffen im Kloster Eberbach folgten im zweijährigen Turnus weitere Zusammenkünfte der Delegierten in deutschen oder auch in österreichischen Städten. Man wollte sich in erster Linie mit einem Zusammenschluss und entsprechender Namensfindung von Pseudo- Weinbruderschaften (meist mit kommerziellem Interesse) klar absetzen. Dies kam deutlich in der „Deidesheimer Resolution“ von 1974 und dem „Wiener Memorandum“ von 1980 zum Ausdruck. Dort heißt es: „Als Weinbruderschaften können nur solche Vereinigungen gelten, deren hauptsächliche Tätigkeit im kulturellen Bereich liegt und deren Bestrebungen rein idealistischer Art sind, frei von eigennützigen und kommerziellen Zielen.“ Darin wurde auch beschlossen, dass zur Anerkennung einer solchen Weinbruderschaft eine Vorstellung bei einem der zweijährigen Treffen der Repräsentanten und eine vorzulegende geprüfte Satzung gehört. Bestehen dann bei der Umsetzung keine Bedenken, kann die Aufnahme in die GDW erfolgen. 

Ein Meilenstein in der Geschichte der GDW stellte die Ausarbeitung einer Vereinssatzung mit der folgenden Aufnahme in das Vereinsregister im Jahre 2007 dar: Die „Gemeinschaft Deutschsprachiger Weinbruderschaften“ (GDW) als eigenständiger Verein ( mit den engeren Vorstandsmitgliedern Präsident, Vizepräsident, Schatzmeister und Geschäftsführer) war geboren! Wolfgang Narjes wurde zu deren ersten Präsidenten gewählt.

Der Leitfaden der GDW gibt auch klare Vorgaben für die zweijährigen Treffen der Delegierten: Sie dienen dem Erfahrungsaustausch, dem Festigen der Gemeinschaft, der Abstimmung weinkultureller Aufgaben, aber auch der harmonischen und geselligen Begegnung zwischen den Weinbruderschaften. Es soll für alle Teilnehmer ein interessantes und abwechslungsreiches Erlebnis sein! Dass dies bei den vergangenen Treffen mit Sicherheit der Fall war, machte WB Narjes anhand von Veranstaltungsprogrammen und eindrucksvollen Fotos mehr als deutlich! Er betonte aber auch, dass das „Ausrichten einer solchen Veranstaltung  immer ausrichtbar“ sein solle!

Besonders erfreut zeigte sich WB Narjes, dass die „Weinkultur in Deutschland“ – auch durch das Engagement der GDW – am 19.03.2021 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Damit wird u.a. auch die Leistung der Menschen, die sich für Weinkultur einsetzen und engagieren, gewürdigt. Sicherlich ein Grund zur Freude für alle Mitglieder der Weinbruderschaften!

Anschließend bedankte sich unser Ordensmeister bei seinem Vorgänger für dessen interessanten Vortrag und gab in seiner Funktion als amtierender Präsident einen kurzen Einblick in die derzeitigen (eingeschränkten) Aktivitäten der GDW. Sein besonderes Augenmerk läge im Moment u.a. auf Initiativen zum Projekt „Wine in Moderation“. Zur Vertiefung der gesamten heutigen Thematik wies Oliver Stieß auf die Homepage der GDW (www.weinbruderschaften.org) hin. 

Ein weiterer Dank ging an den Sprecher der Speyerer Weinrunde, Markus Münch, für die Organisation und Durchführung virtueller Weinproben, die bisher alle eine sehr gute Resonanz fanden.

Weiterhin gab der Ordensmeister bekannt, dass alle geplanten Aktivitäten unserer Weinbruderschaft, mit Ausnahme der virtuellen Weinrunden, aufgrund der aktuellen Corona-Situation bis zum 30.Mai ausfallen müssen. 

In seinen Abschlussworten dankte Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer unserem Bruderschaftsmeister Michael Landgraf für die Organisation der Veranstaltung, WB Gerd Liedy für die stets passenden Illustrationen im Gästebuch und natürlich Wolfgang Narjes für das hervorragende, mit viel „Herzblut“ vorgetragene Referat.

Ein großes Lob zollte er unserem Ordensmeister Oliver Stieß für dessen geleistete Arbeit während des vergangenen Jahres und dankte ihm – im Namen aller Weinbrüder – für sein großes Engagement zum Wohle unserer Weinbruderschaft.

Abschließend wies er ausdrücklich darauf hin, dass „die Damen der Weinbrüder sich nicht zu verstecken bräuchten“, wie heute mehrmals auf den Bildschirmen zu beobachten war. Damen seien bei den virtuellen Weinrunden stets herzlich willkommen!

Es ist immer wieder schön, wenn einzelne Weinbrüder zusätzlich zur Vorstellung ihrer Weine noch einen kleinen Beitrag zur Unterhaltung leisten. So überraschte uns dieses Mal unser niederländischer Freund und Weinbruder Frans Feskens mit dem Vortrag eines amüsanten Gedichts von Leopold Reitz.

Apropos Weinvorstellungen: Bemerkenswert, dass an diesem Abend sieben Weinbrüder  „fremd gingen“ und Weine aus unserer Nachbarregion Rheinhessen im Glas hatten. Muss man sich darüber ernsthaft Gedanken machen…??? 

Deidesheimer ResolutionGedicht ueber Schumann

Bernd Dieffenbacher