Der Weinmarkt in Rheinland-Pfalz (Dr.Weihl, 4.3.24)
„Es muss wieder mehr Wein getrunken werden!“ Mit dieser an die ca. 70 anwesenden Weinbrüder gerichtete Aufforderung eröffnete unser Ordenskellermeister Dr. Thomas Weihl seinen Vortrag. Dass dieser Appell seine Berechtigung hat, bewies WB Weihl anschließend anhand zahlreicher Statistiken, Diagramme und Zahlen über die Situation am derzeitigen Weinmarkt in Rheinland-Pfalz.
Ernüchternd in erster Linie, dass der Absatz von Qualitätsweinen in den 4338 Rheinland- Pfälzer Betriebsgruppen um 7,8% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist. Der Absatz bewegt sich damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2018.
Anhand von umfangreichem Zahlenmaterial verdeutlichte WB Weihl anschließend, dass die Rückgänge der Absätze im Jahr 2023 in den verschiedenen Kategorien sehr uneinheitlich ausfielen: Einen überdurchschnittlichen Rückgang verzeichneten vor allem die WGs und EZGs in Rheinhessen, während die Pfalz mit einem Rückgang um 5,5% unter dem Durchschnitt lag und auch die Weingüter weniger stark betroffen waren. Der Riesling war auch im vergangenen Jahr die am meisten verkaufte Rebsorte, gefolgt von den Cuvées und dem Dornfelder, der aber einen starken Rückgang um 15%(!) zu verzeichnen hatte. Einen Zuwachs um 3,6% dagegen hatte der Grauburgunder bzw. Ruländer!
Die Erntemenge insgesamt betrug in RLP im Jahre 2023 5,3 Mio. Hektoliter. 4,9 Mio. Hektoliter wurden zur Qualitätsweinprüfung angestellt, wovon 4,4 Mio. hl das Prädikat „Qualitätswein“ erhielten.
In diesem Zusammenhang wies Dr. Weihl darauf hin, dass der Absatz auf den Märkten für nicht Qualitätswein geeignete Produkte, der in RLP einem Anteil von ca. 16% der durchschnittlichen jährlichen Ernte entspricht, aufgrund einer fehlenden rechtlich geforderten Abfüllanzeige intransparent sei. Die Fassweinmengen würden jedoch von Handelskellereien übernommen.
Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass die Höhe der Weinernte des Vorjahres normalerweise keinen Einfluss auf die Höhe des Absatzes von Qualitätswein im Folgejahr habe.
Im Anschluss folgte eine rege Diskussion unter den Weinbrüdern über das Gehörte. Zahlreiche Fragen wurden hierbei von WB Weihl ausführlich beantwortet. Intensiv beschäftigte man sich auch mit den mannigfaltigen Gründen für den Rückgang des Weinkonsums in Rheinland-Pfalz bzw. deutschlandweit. Sehr interessant waren hierzu auch die Ausführungen unseres Ordensmeisters Oliver Stiess aus seiner Sicht als Weinkommissionär bzw. als Präsident des Bundesverbandes deutscher Weinkommissionäre.
Abschließend bedankte sich Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer bei dem Referenten für dessen aufschlussreiches und souverän vorgetragenes Referat mit dem üblichen Weinpräsent, bei WB Steffen Boiselle für die Gestaltung des Gästebuchs und bei den Ordonnanzen für ihre geleistete Arbeit.
Ob sich einige Weinbrüder auf dem Heimweg wohl Gedanken gemacht haben, inwieweit auch sie zum Rückgang des Weinabsatzes beigetragen haben??
Bernd Dieffenbacher