Weine der Zukunft
„Neue Reben braucht das Land“. Mit dieser These begann am vergangenen Montag im Ordenshaus unser WB Edgar Klohr seinen interessanten Vortrag über die sogenannten „Zukunftsweine“, die PIWIS.
Bereits im Januar referierte an gleicher Stelle über dieses Thema der bekannte Rebveredler Volker Freytag. Während Freytag aber hauptsächlich die theoretische Seite beleuchtete, stellte WB Klohr die „Praxis“ (d.h. Weinverkostung) in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Zur Freude der über 80 anwesenden Weinbrüder, einschließlich begleitender Damen, durfte daher ausgiebig probiert werden!
Zwischen den einzelnen Proben plauderte WB Klohr „aus dem Nähkästchen“: Auf seine trockene und stets unterhaltsame Art erklärte er nochmals in kurzer Form die wesentlichen Merkmale der PIWIS. Zudem stellte er seinen reinen Familienbetrieb in Mußbach vor, wo er mittlerweile immerhin auf 20% seiner 12ha Anbaufläche PIWI-Weine anbaut (Deutschland: ca. 3%). Er begründete diese Maßnahme mit der eindeutig nachhaltigeren Produktion und hoffe, dass künftig der Markt für diese Weine eine deutlich steigende Tendenz zeigen werde.
Vorweggesagt: Wenn man die von WB Klohr präsentierten Weine als repräsentativ annehmen darf, braucht man davor keine Bange zu haben!
Alle sieben vorgestellten Weine stießen beim Großteil der Anwesenden auf positive Resonanz, was schon die Kommentare während der Verkostung unschwer erkennen ließen.
Man begann mit einem vollmundigen 2020er „Regent trocken“, dem ältesten PIWI, der schon seit 22 Jahren auf dem Markt ist. Es folgte ein 2022er halbtrockener „Sophia“ weiß, eine Cuvée von „Cabernet blanc“ und „Scheurebe“, der vor allem bei einigen Damen sehr gut ankam. Ausgezeichnet auch der folgende fruchtige und sehr aromatische 2023er „Cabernet blanc“ trocken, der aus einer Kreuzung von zwei Rotweinen (!), nämlich „Cabernet Sauvignon“ und „Regent“ hervorgeht. Großen Zuspruch fand auch der 2023er „Johannes“, ein ebenfalls angenehm aromatischer trockener „Sauvignac“. Dieser ist eine Züchtung aus „Sauvignon blanc“ +“ Riesling“ + Resistenzpartner und gilt als die pilzresistenteste neue Rebsorte. Die fünfte Probe, ein 2023er „Muscaris“ trocken, eine Kreuzung von „Solaris“ und „Muskateller“, überzeugte mit einer typischen leichten Muskatnote in Kombination mit fruchtiger Aromatik.
Auch der im Holzfassausbau gereifte 2023er „Souvignier gris Fumé“, eine Kreuzung aus „Cabernet Sauvignon“ + „Zähringer“ + „Bronner“, erntete viel Lob bei den Verkostern. Die Krönung – zumindest für die Freunde eines lieblichen Weines – erfolgte mit einer Kreuzung aus „Solaris“ und „Gelber Muscateller“, einem 2022er „Muscaris“ fruchtsüß mit einer Restsüße von 83,2 g. Sein Geschmack erinnerte an Honig mit intensiven Fruchtaromen. Bei 115% Oechsle hätte der Wein auch in die Kategorie Auslese eingestuft werden können.
Zum Abschluss machte WB Klohr noch auf die beiden rheinhessischen Winzerinnen Hanneke Schönhals und Eva Vollmer aufmerksam, die als Gründerinnern der Initiative „Zukunftsweine“ gelten und sich unter dem Motto „Zeit für eine Revolution im Weinbau“ vor allem für eine stärkere Vermarktung der „PIWI-Weine“ einsetzen.
Mit den Worten „Auf eine leckere Zukunft“ beendete WB Edgar Klohr, begleitet von starkem Applaus der Zuhörer, seinen überaus informativen und äußerst „praxisorientierten“ Vortrag und bekam dafür im Anschluss von Kapitelmeister Harald Weber ein herzliches Dankeschön und die obligatorischen zwei Flaschen Wein. Der Kapitelmeister versäumte auch nicht, sich bei WB Gerd Liedy für die Gestaltung des Gästebuchs und den Ordonnanzen für deren Arbeit zu bedanken.
Ob die PIWI-Sorten tatsächlich die „Weine der Zukunft“ sein werden, hängt in erster Linie davon ab, wie sie von den VerbraucherInnen angenommen werden. Eine Alternative und Ergänzung zu den traditionellen Rebsorten werden sie wohl allemal darstellen.
Dass WB Edgar Klohr sicherlich zahlreiche Weinbrüder vom Geschmack und der Qualität seiner vorgestellten Weine überzeugen konnte, zeigte auch der spontane Ausspruch von WB Frank Rudolph: „De Woi vum Klohr, der is werklich kloor!“
Bernd Dieffenbacher