Weinrunde am 27.3.23 mit Vortrag über Bio-Wein

Unterschiede zwischen Bio- und konventionell erzeugtem Wein?
Vortrag von 
Rudolf Litty


k DSCN5638„Wir können uns glücklich schätzen, mit Rudolf Litty einen der kompetentesten Weinexperten Deutschlands in unseren Reihen zu haben und freuen uns auf seinen Vortrag über das spannende und zeitgemäße Thema ‚Bioweine‘.“ Dieses Kompliment war Teil der Begrüßungsrede unseres Ordensmeister Oliver Stieß am vergangenen Montag. So wie er dachte wohl auch eine stattliche Anzahl von Weinbrüdern, die das Ordenshaus fast bis auf den letzten Platz füllten.

WB Rudolf Litty ist ehemaliger Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und war u.a. beim Weinbauamt Neustadt für die amtliche Qualitätsweinprüfung verantwortlich. Er ist Herausgeber zahlreicher Publikationen über das Thema „Wein“ und organisiert heute auch Weinseminare.

In seinem knapp halbstündigen Power-Point-Vortrag gelang es ihm, die wichtigsten Unterschiede zwischen biologischem und konventionellem Weinbau herauszustellen.

Der biologische Weinbau (auch organisch-biologischer Weinbau oder ökologischer Weinbau bezeichnet) und der biologisch-dynamische Weinbau sind Produktionsformen zur Herstellung von Trauben und Wein auf der Grundlage möglichst naturschonender Pflegemaßnahmen (Bodenpflege, Düngung, Pflanzenschutz).

Die Anbauregelungen bezogen sich früher weitgehend nur auf die Traubenproduktion, heute auf die gesamte Weinherstellung. Die Betriebe unterliegen diesbezüglich einer jährlichen Kontrolle.

Seit 2012 ist die Bezeichnung „Bio-Wein“ bzw. „Öko-Wein“, verpflichtend versehen mit dem EU-Bio-Logo und der Codenummer der Zertifizierungsstelle auf der Flasche, zugelassen. Der Weinbaubetrieb muss zusätzlich Mitglied bei einem Ökoverband sein, z.B. „Ecovin“, „Bioland“, „Naturland“ oder „Demeter“, Demeter, als Markenzeichen für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise.

 
Ein „Demeter-Betrieb“ legt besonderen Wert auf zusätzliche Maßnahmen für die Erhaltung und Aktivierung der Bio-Diversität, u.a. mit verschiedenen Kompostpräparaten (z.B. das Hornmist- Präparat aus dem „Kuhhorn“) und weiterer Einschränkung der Behandlungsstoffe im Keller.

Trotz aller „Bio-Euphorie“ in Deutschland, betonte WB Litty, dass das Interesse an Bio-Weinen hierzulande bei weitem nicht so groß sei wie bei Bio-Lebensmitteln. Z.Zt. werden nur ca. 10% der 103 000 ha Rebfläche in Deutschland nach Bio-Kriterien bearbeitet.

Abschließend brach WB Litty noch eine Lanze für den konventionellen Weinbau: Natürlich steht außer Frage, dass Bio-Wein weniger Umweltbelastung bzgl. Pflanzenschutz und Einsatz von Herbiziden erzeugt. Dennoch weist der biologische Weinbau durch häufigeren Rebschutz und häufigere Bodenbearbeitung eine größere Bodenbelastung und somit eine schlechtere Ökobilanz auf. Außerdem achten auch die konventionell arbeitenden Winzer heute immer mehr auf die Umwelt, was durch den vermehrten Anbau von PIWIS noch gesteigert werden wird. Ebenso sind konventionell ausgebaute Weine in der Regel vegan. Überraschend auch für viele Weinbrüder, dass sich im Labor keine signifikanten Unterschiede bzgl. Schadstoffgehalt und Inhalt (biologisch oder konventionell) zeigen. Fakt ist, nach Aussagen von WB Litty, dass die Traubenerzeugung keinen direkten Einfluss auf die spätere Weinqualität hat. Entscheidend hierfür sind gesunde Trauben, Erntemenge, Lage/Boden und der Vegetationsverlauf. Auch in puncto Geschmack und Qualität kann man nicht feststellen, ob ein Wein konventionell oder biologisch erzeugt wurde, da die Aromen der Weine und deren Qualität sich überwiegend bei der Gärung und im Keller beim Weinausbau entwickeln.

Nach Beendigung seines Referats beantwortete WB Litty ausführlich und geduldig einige auftretende Fragen verschiedener Weinbrüder, bevor ihm Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer für den überaus informativen Vortrag herzlich dankte und ihn mit zwei Flaschen (konventionellem) Wein „entlohnte“.

Fazit: Nach diesem aufklärenden Vortrag unseres geschätzten Weinexperten Rudolf Litty können wir Weinbrüder weiterhin unsere konventionellen Klohr-, Koch- oder Steigelmann-Weine im Ordenshaus genießen ohne anschließend ein schlechtes Gewissen hinsichtlich unseres Beitrags zur Öko-Bilanz haben zu müssen! Welch tröstlicher Gedanke…!


Bernd Dieffenbacher