Stadtrundgang Neustadt, 3. Teil am 04.09.23

Zum dritten Mal lud unser Bruderschaftsmeister Michael Landgraf zu einer Stadtführung ein. Und auch dieses Mal war der Zuspruch wieder groß: Fast 70 Weinbrüder, darunter auch einige mit Partnerinnen, machten sich auf den Weg durch Neustadts Altstadt.

Im Hof des Ordenshauses gab WB Landgraf nochmals einen kurzen Abriss über die Geschichte Neustadts und wies darauf hin, dass man sich hier im ältesten Teil der Stadt befinde. Beim Überqueren des dort unterirdisch verlaufenden Speyerbachs auf dem Marktplatz erklärte er die Bedeutung dieses Wasserlaufs in vergangenen Zeiten. Auf der Höhe des Casimiranums wurde er in den Flossbach und den Stadtbach geteilt. Der Flossbach umrundete die Stadt als Transportweg (Hölzer aus dem Pfälzer Wald wurden damals von dort in den Rhein und anschließend u.a. bis in die Niederlande transportiert!). Der Stadtbach floss offen über den Marktplatz durch die heutige Laustergasse bis ins Gerberviertel, wo er aus der Stadt hinausgeleitet wurde. Ab 1963 verlief der Stadtbach in Betonröhren unter der Erde und erst ab 2015 wurde das „Wasser in die Stadt“ zurückgeholt: Zwei Wasseroasen in der Laustergasse und auf dem Juliusplatz lassen so den alten Lauf des Baches erahnen.

Am Kriegerdenkmal (zu Ehren von über 500 gefallenen Neustadtern im 1.Weltkrieg) informierte WB Landgraf, dass die Stadt Neustadt während den beiden großen Kriege weitgehend von größeren Zerstörungen verschont blieb, sodass der mittelalterliche Kern in der Innenstadt heute noch zu erkennen ist und die sieben ältesten Fachwerkhäuser der Pfalz ( ab dem 14.Jh) noch vorhanden sind.

Der Rundgang führte jetzt durch die Laustergasse bis zum Elwetritschebrunnen. Entlang des „neuen“ Speyerbachs demonstrieren mehrere kleine Bronze-Elwetritsche, alle geschaffen von dem bekannten Bildhauer Gernot Rumpf, die evolutionäre Weiterentwicklung des berühmten Pfälzer Fabeltieres. Dass unser WB Landgraf zu den absoluten Kennern des Fachgebiets „Elwetritschologie“ gehört, bewies seine ausführliche Beschreibung und Erklärung des Elwetritschebrunnens (geschaffen 1978 von Gernot Rumpf). Der Brunnen zeigt 21 verschiedene Elwetritsche, z.B. die Elwetritsche-Königin, eine Babytritsch oder ein verliebtes Tritschepaar. Ausdrücklich machte unser Bruderschaftsmeister darauf aufmerksam, dass man bei der Begegnung mit diesen Wesen aber auch „uffbasse“ müsse, denn es gäbe unter ihnen auch streitbare und aggressive Kampftritsche, von denen ebenfalls einige auf dem Brunnen dargestellt sind.

Nach diesem Ausflug in das Reich der Elwetritsche ging es durch die Kellereistraße zu dem noch erhaltenen Torbogen des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses mit Kellerei. Es erinnert an die Zeit, als Neustadt noch das Zentrum der Kurpfalz war, bevor die Kurfürsten ihre Residenzen nach Heidelberg und später nach Mannheim verlegten. Beim Passieren der Hinter- bzw. Mittelgasse machte WB Landgraf darauf aufmerksam, dass sich hier früher das Lauer- oder Gerberviertel befand, in der die Ledermacher wohnten und das auch aufgrund des Schmutzes und des Gestanks als das „Arme-Leut-Viertel“ galt.

Beinahe übersehen hätten die Weinbrüder eine am Ende der Kellereistraße eingelassene Bronzeplatte. Sie ist ein Bestandteil des „Wegs der Weinlegenden“, der durch die gesamte Innenstadt führt. Die Idee stammt von Daniel Meininger: Weingüter, die weltweit für ein außergewöhnliches Niveau im Weinbau stehen, sollen dadurch hier gewürdigt werden. Die Platte in der Kellereistraße steht z.B. für das Weingut Gaja in Piemont, an anderen Stellen werden aber auch heimische Weingüter wie z.B. das Weingut Christmann in Gimmeldingen, oder Dr. Bürklin-Wolf aus Wachenheim für ihre Verdienste um den Weinbau honoriert werden.

Leider musste unser Stadtführer an dieser Stelle seinen Rundgang beenden, denn es war an der Zeit, zum Ordenshaus zurückzukehren: 5 Vorstellungen von Aspiranten standen noch auf der Tagesordnung und - auch aufgrund der sommerlichen Temperaturen - machte sich bei einigen Teilnehmern der Durst bemerkbar!

Somit kehrten die Weinbrüder und ihre Begleiterinnen nach knapp einer Stunde in das Ordenshaus zurück, um dort den restlichen Abend in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen.

Fazit: Wieder eine sehr gelungene Stadtführung unseres WB Michael Landgraf, dem es auf seine beeindruckende und stets humorvolle Art wiederum gelang, den TeilnehmerInnen viele neue Erkenntnisse über die Stadt Neustadt und über „unsere“ Elwetritsche zu vermitteln.

Bernd Dieffenbacher

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